„Vollendet ist das große Werk“ – Zum Landeschortag wurde im Havelberger Dom „Die Schöpfung“ von Haydn aufgeführt.

Havelberg – Am Ende sind offenbar alle zufrieden – das Publikum applaudiert ausgiebig, Dirigent und Chorsänger sehen glücklich und erschöpft aus und das Orchester hat gezeigt, dass es zu Höchstleistungen im Stande ist, wenn es darauf ankommt. Zum Landeschortag am 28. Juni stand „Die Schöpfung“ von Joseph Haydn (1732–1809) auf dem Konzertprogramm des Doms in Havelberg (Sachsen-Anhalt). Veranstalter war der Chorverband der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.

„Wir haben für die laufende BUGA ein passendes Werk gesucht“, sagt Landessingwart Lothar Kirchbaum, der auch am Dirigentenpult saß. Alle zwei Jahre findet irgendwo in Deutschland eine Bundesgartenschau statt, kurz BUGA genannt. 2015 ist es das Havelland. Das beschauliche Havelberg ist einer von insgesamt fünf Standorten der Gartenbau- und Landschaftsausstellung. Kirchbaum entschied sich deshalb für die „Schöpfung“. Das Oratorium beschreibt die Erschaffung der Welt, wie es im 1. Buch Moses des Alten Testaments erzählt wird.

Allerdings liegt der ehemalige Bischofssitz Havelberg am Zusammenfluss von Havel und Elbe abseits der großen Verkehrsadern. Für die Sängerinnen und Sänger der beiden Chöre – die Musikalische Akademie an der Samariterkirche Berlin und der Hugo-Distler-Chor aus dem brandenburgischen Eggersdorf – hieß es deshalb früh aufstehen. Ein Reisebus startete kurz vor sieben Uhr am Sonntagmorgen in Berlin-Friedrichshain; an Bord ein Teil der insgesamt 75 Chorsänger. Aus Potsdam startete das knapp 40-Musiker starke Deutsche Filmorchester Babelsberg mit seinem eigenen Bus in Richtung Havelberg.

Verstärkt wurden die beiden Kernchöre von Frauen und Männern aus Kantoreien und Kirchenchören in Beeskow, Schwedt, Königs Wusterhausen, Kleinmachnow, Bergfelde und Berlin-Stadtmitte, -Treptow, -Mahlsdorf und -Kaulsdorf. Während die beiden Chöre aus Samariter und Eggersdorf die „Schöpfung“ bereits mehrmals in den Vorjahren aufgeführt hatten, war für die hinzu gekommenen Sänger Bedingung, das Oratorium wenigstens einmal in den vergangenen drei Jahren gesungen zu haben. Ein gemeinsamer Probentag in der Musikschule Hugo Distler in Eggersdorf eine Woche vor dem Konzert sorgte für die gelungene Einstimmung im Ensemble.

Dank engagierter Helfer verlief auch am Tag des Konzertes in Havelberg alles nach Plan: Küster Andreas Engel, Domkantor Matthias Bensch und weitere gute Geister halfen beim Aufbau des Chorpodestes und sorgten zwischen Generalprobe und Konzert für die Verpflegung der mehr als 100 Mitwirkenden.

Vor dem über der Stadt thronenden Dom verteilten sich Marktstände für Hobbygärtner: Heckenscheren, Blumenzwiebeln oder Fachliteratur – ein buntes Angebot. Auch im Klosterhof des zum Dom gehörenden ehemaligen Prämonstratenserstiftes war etwas von der BUGA zu spüren: in einem großen Kreis um den alten Lindenbaum herum gepflanzt symbolisieren Blumen, Stauden und Sträucher in unterschiedlichen Farbtönen Lebensstationen des Menschen.

Zum Konzert kamen am Nachmittag bei fairen Eintrittspreisen (20 Euro, ermäßigt 10 Euro, unter 16 Jahre frei) rund 200 Zuhörer, die Bankreihen im Dom waren gut besetzt. Chor und Orchester waren vor dem Lettner platziert, der das Hauptschiff trennt. Solisten waren Ada Belidis (Alt), Ralph Eschrig (Tenor) und Haakon Schaub (Bass).

Nach einem Konzert ohne Pause – geschuldet dem Busfahrer, der pünktlich in Berlin zurück sein musste – zeigte sich Kirchbaum im Anschluss zufrieden: „Es war eine sehr gelungene Aufführung.“ Und für die Sänger der beiden Kernchöre war es der Abschluss einer konzertreichen und abwechslungsreichen Saison, passend zum Chorsatz am Ende des zweiten Teils der „Schöpfung“: „Vollendet ist das große Werk“!

Gregor Zacharias

Rückblick: „Die Schöpfung“ in Havelberg